Dehnübungen: vor oder nach dem Sport

Lange Jahre hieß es, dass Dehnübungen vor dem Sport zwingend erforderlich seien, um körperliche Höchstleistungen vollbringen zu können und sich selbst bestmöglich vor Sportverletzungen zu schützen.

Seit einig Zeit mehren sich jedoch die Stimmen, die klar für ein Dehnen nach dem Training plädieren, da es ein adäquates Mittel sei, um präventiv gegen Muskelkater vorzugehen. Außerdem wirkten gezielte Dehnübungen trainingsbedingten Muskelverkürzungen entgegen, wodurch sie nicht zuletzt auch zu einer schöner geformten Muskulatur beitrügen. Wie neuste Studien nun allerdings nahelegen, scheinen beide Theorien grundfalsch zu sein.

Was spricht gegen Dehnübungen vor dem Sport?

Neusten Berichten zufolge sollen Wissenschaftler der Universität von Limerick in Irland gängige Dehnübungen auf ihre Effektivität in Hinblick auf gleich mehrere Disziplinen untersucht haben. Überraschendes Ergebnis der Untersuchung sei, dass die meisten Dehnübungen eher zu einer Straffung als zu einer Entspannung oder gar Lockerung der Muskulatur führen. Grund hierfür dürfte sein, dass der Körper gezielt versucht, den entstehenden Dehnreiz aktiv zu kompensieren, um so einem etwaigen Überdehnen entgegenzuwirken.

US-amerikanische Experten wollen anhand einer akribischen Auswertung von mehr als 100 themenbezogenen Studien zudem herausgefunden haben, dass statisches Dehnen nicht bloß deutlich langsamer und spürbar schwächer mache, sondern darüber hinaus sogar die Gefahr von Sportverletzungen merklich erhöhen könne.

Was spricht gegen Dehnübungen nach dem Sport?

Entgegen der gängigen Meinung scheinen Dehnübungen nach dem Training die Entstehung eines Muskelkaters eher begünstigen, als ihr entgegen zu wirken. Hauptverantwortlich dafür dürfte sein, dass Dehnübungen die Durchblutung der Muskulatur allem Anschein nach signifikant verschlechtern können. Demzufolge können die aufgrund körperlicher Belastung in der Muskulatur entstandenen Nebenprodukte, die zumindest im Verdacht stehen, neben einfachem Muskelkater auch schwerwiegende Muskelverletzungen zu begünstigen, nicht mehr so gut über das Blut abgebaut werden.

Aktives Dehnen durch das beidseitige Trainieren der sich gegenüberliegenden Muskeln

Viele Kraftsportler tendieren dazu, ihre Trainingspläne so zu erstellen, dass je Trainingseinheit immer die sich jeweils gegenüberliegenden Muskelpartien abwechselnd trainiert werden. So werden zum Beispiel direkt nach dem Bizepstraining auch gleich die Trizepse oder nach dem Brusttraining die Rückenmuskulatur trainiert.

Der erwartete Effekt dabei ist, dass die vorab trainierten Muskelgruppen durch die entgegengesetzten Bewegungsabläufe der folgenden Übungen aktiv wieder „aufgedehnt“ werden. Aufgrund noch mangelnder Untersuchungen kann leider nicht unumstößlich gesagt werden, wie effektiv diese Art des Trainierens tatsächlich ist.

Wann sollen Dehnübungen denn nun gemacht werd/n?

Experten raten auf Basis der neusten Untersuchungen zu einem Dehntraining am frühen Abend. Obgleich auch ein Dehnen nach dem Training ratsam sein kann, sofern eine ausreichend lange Pause von mindestens 45 Minuten zwischen dem eigentlichen Training und dem Dehntraining liegt.

Meinungen

Wenngleich Menschen vonseiten der Physik und Biologie nahezu identisch sind, bleiben sie doch Individuen, die auf gleiche Einflüsse grundverschieden reagieren können. Soll heißen, dass das, was für den einen schlecht ist, für den anderen gut sein kann. Somit lässt sich abschließend festhalten, dass man es mit dem Dehnen einfach so handhaben sollte, wie man sich persönlich damit unter Berücksichtigung der empirischen Erkenntnisse vonseiten der Wissenschaft und Medizin am wohlsten fühlt.


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